2006-12-27

Vorbilder

wer Vorbilder hat
der könnte doch einfach
irgendwann selbst zum Vorbild werden

2006-12-06

Alpha bis Omega: Werte

Als begeisterter Alpha-Centauri Gucker und Verfolger der Sendungen Lesch & Co., Alpha bis Omega und Schwartz für die Seele auf dem Bayrischen Rundfunk musste es ja irgendwann soweit kommen: “Leben die wirklich?” hab ich mich immer gefragt? Nein Quatsch. Natürlich leben sie, aber ich wollte die beiden einfach mal live sehen. Und da, plötzloch...plötzlich lese ich im Internet, dass Prof. Dr. Harald Lesch und sein Kollege und Freund Prof. Dr. Thomas Schwartz einen Versuch starten und einmal eine Diskussion ohne Kamera dafür live vor Publikum quasi direkt und für das Publikum machen. Und so komme ich gerade von Augsburg, denn Thomas Schwartz hat mit dem Haus Edith-Stein der KHG die Location gestellt. Wie auch bei meinem Besuch der Diskussion des Fraunhofer Instituts habe ich mir ein paar Notizen gemacht, Notizen über Dinge, die mir wichtig oder interessant erschienen und über die ich nocheinmal nachdenken wollte. Thema des Abends (und des ganzen Semesters in Augsburg, wenn ich das richtig verstanden habe) war: Werte. Was sind Werte, sind sie für alle gleich oder subjektiv, wie entstehen sie, was sind Werte in der Wissenschaft, was sind sie in der Religion, im Glauben, wie kommen wir zu Werten? Hier also ein Auszug aus meinen Notizen: Sinngemäße Aussagen von Lesch:
  • “Wir leisten uns keinen Idealismus mehr!”
  • “Uns fehlt Naivität!” (und zwar im Sinne von kindlicher Naivität. Dazu fällt mir ein Mat 18,3: "[...]Wenn Ihr nicht [...] werdet wie die Kinder [...]").
Zu beiden Punkten weiß ich leider nicht mehr den Zusammenhang, aber ich habe das Gefühl, dass da was Wahres und Wichtiges dran ist ;-) Sinngemäße Aussagen von Schwartz:
  • “Menschen leben zunehmend in Patchwork-Bereichen und urteilen dort unterschiedlich.” Als Beispiel wurde Manager Josef Ackermann gebracht, der offensichtlich als Person im Patchwork-Bereich des Unternehmens Deutsche Bank nach anderen Werten handelt als in seinem privaten Patchwork-Bereich, seinem Freundeskreis und seiner Familie.
  • “Geiz ist geil. Dieser Werbeslogan enthält gleich zwei (Tod-)Sünden: Geiz und Geilheit.” “Dinge haben einen Wert und dafür sollte man auch bezahlen.” Lesch beschrieb dazu eine Situation des Einzelhandels (nicht ohne die Diskussion um die möglichst langen Ladenöffnungszeiten kurz anzureißen), bei der durch allerlei Tricks wie Werbung, Öffnungszeiten, Sonderangebote, etc. möglichst viele Kunden dazu gebracht werden sollen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld im Geschäft zu lassen. “Der Mensch wird dabei reduziert auf die Kaufeigenschaften einer Konsumentengruppe und damit entwürdigt, entwertet.” Dass es die ganze Werbeindustrie gibt ist die eine Seite, gegen die man etwas tun könnte. Dass wir ALLE uns davon EINwickeln lassen, und belabern und bequatschen lassen, genervt bezahlen und gar nicht mehr darüber nachdenken was da wie und warum eigentlich passiert, weil wir ja sonst noch so viel Stress haben, das ist die andere Seite, an der es, glaube ich, viel effektiver und einfacher wäre, etwas zu ändern. Denn dies könnte wirklich jeder für sich selbst tun, man muss es mit keiner Lobby aufnehmen. An dieser Stelle sind wir wieder bei der NEUEN MÜNDIGKEIT und AUFKLÄRUNG, die wir brauchen. Und GENAU SO kann dann auch JEDER die Welt verändern, eben seine UNMITTELBARE (Um-)Welt. “Think global, act local” ist ein alter Spruch, er passt hier aber.
Lesch sagte dazu: “Ich wünschte, jeder hätte einmal einen Tag, an dem er bei allem was er tut überlegt WARUM er es tut, WIE er es tut und WIE LANGE er es tut. Einfach mal BEWUSST leben.” Dann wird man sich bewusst, was einem Dinge bedeuten, was sie einem Wert sind und ob man nicht eventuell auf sie verzichten könnte.
  • Schwartz wünscht sich ganzheitliche Konzepte (für ihn ist eine Antwort der Glaube, die Religion). Es ist eben etwas anderes, wenn ich ein Buch ganz lese, als wenn ich lediglich die Zusammenfassung lese oder nur ein Kapitel. Es fehlt der ganzheitliche Zusammenhang. Lesch merkte dazu an, dass durch die immer höheren Taktraten und Geschwindigkeiten, die in unserem Leben eine Rolle spielen (eMail versus Brief, Flugzeug versus Laufen, etc.), der Mensch seine Gewohnheiten und sein alltägliches Verhalten anpasst, anpassen muss. Aber er kommt damit auch immer schlechter zurecht, denn die Natur (und damit auch der Mensch) hat sich in Jahrmillionen mittels der Evolution an die Gegebenheiten mit ihren Zyklen optimal angepasst. Und wenn wir nun mit unseren mit Lichtgeschwindigkeit operierenden Medien den Menschen überfordern, dann darf man sich nicht wundern, wenn sich Werte verschieben. Dann ist halt mal ein Brief nix mehr wert, weil man in der gleichen Zeit eines Briefwechsels schon hundert eMails geschrieben hat. Lesch: “Weit mehr als 50% der Menschen geben an, es wäre eine absolute Katastrophe, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlören, aber nur 6% geben an, es wäre eine absolute Katastrophe, wenn ihre Partnerschaft zerbräche.” Ich glaube: Schwartz wird auf seine ganzheitlichen Konzepte nicht mehr lange warten müssen. Irgendwann wird auch der letzte merken, was ihm die ganze Zeit trotz des ganzen schnellen eMail-Verkehrs und der Chatrooms fehlt: In eMails wird überwiegend Information übertragen. In Briefen wurden Gedanken und Gefühle transportiert, die für den Sender und Empfänger einen viel höheren Wert hatten, als bloße Information. An dieser Stelle möchte ich noch anmerken (und mich wieder auf ein Fazit aus der Fraunhofer Diskussion beziehen): auch das Medium eMail kann man wie das Medium Brief nutzen. Es ist wie mit allem: Wir als MENSCHEN haben das Medium/ die Technik eMail in die Hand bekommen. Aber wir haben nach wie vor unseren Geist und unsere Intelligenz, die wir dazu nutzen sollten, darüber zu reflektieren, WAS wir mit den Dingen anfangen und WIE wir sie so nutzen, damit wir keinen Schaden davon tragen (sei es kurz- oder langfristig, sei es als Einzelperson oder als Gesellschaft).
Sinngemäße Aussage eines Hörers:
  • “Die Gültigkeit von Werten ist davon abhängig, in welcher Ebene der Bedürfnispyramide sich ein handelnder Mensch befindet.” Das glaube ich auch, und ich glaube auch, dass letztendlich so Werte entstanden sind. Denn nur so ist es doch erklärbar, dass es z.B. Notstandsgesetze im Katastrophenfall und Krieg gibt, die einige Grundrechte/ -gesetze außer Kraft setzen, also bestimmte sonst gültige Werte auf einmal nichts mehr zählen. Je tiefer die Ebene ist, in der man sich befindet, umso wahrscheinlicher ist es, dass Triebe oder Bedürfnisse dieser Ebene sonst gültige Werte übertrumpfen, außer Kraft setzen. Es muss also unser Ziel sein, dass jeder Mensch in einer möglichst hohen Ebene der Bedürfnispyramide leben kann.
Lesch und Schwartz wünschten allen Hörern für die Adventszeit (aber auch für den Rest des Jahres) ZEIT. Zeit hat man oder muss man sich nehmen. Und ich finde, wir sollten auch den Mut haben, von unserem Recht Gebrauch zu machen, sie uns zu nehmen. Es kommt auch unserer Umwelt zugute, also auch dem Arbeitgeber. Wer Zeit hat, der kann reflektieren, bewerten, kreativ sein, sich selbst motivieren. Wer Zeit hat, der kann sein Privatleben in Ordnung bringen und in Ordnung halten, er ist ausgeglichener und leistungsbereit. Und wenn das mal nicht die Maxime sein sollte in Deutschland, im Land der Dichter und Denker, im Land der Ideen. Ich empfinde es als beruhigend in diesen wilden Zeiten, dass Naturwissenschaftler und Theologen durchaus zu gleichen Ergebnissen kommen, dass sie so gute Freunde sein können, und dass sie auch noch darüber reden. DANKE Thomas Schwartz, DANKE Harald Lesch für diese INTERESSANTE, AMÜSANTE, LEHRREICHE, RICHTUNGSWEISENDE, GEMEINSAME Zeit! In diesem Sinne wünsche auch ich UNS ALLEN, ZEIT die wahre, ganze Welt zu erleben, sich selbst zu erleben, offen zu sein für das, was kommt. Die Adventszeit ist genau dafür da. PS: Wer nicht mehr weiß, was Zeit ist oder wo sie geblieben ist, der komme zu mir und leihe sich den Film MOMO aus :-)